Die Eiszeit-Konserve

Die Dynamik

Neandertaler im Harz


    

Tierknochen in der Blauen Grotte

Der Dachboden: Die laufenden Forschungen haben ergaben, dass die Einhornhöhle bereits seit etwa 5 Millionen Jahres existiert.

Ein riesiger, stellenweise bis zu 50 hoher Hohlraum bildete sich während langer Phasen des Braunkohlezeitalters. Im nachfolgenden Eiszeitalter wurde dieser Hohlraum durch Sedimenteintrag von außen und durch mineral-organische Reste von Tierkadavern allmählich wieder verfüllt. Die heute begehbare Einhornhöhle ist nur der Dachboden eines riesigen, verzweigten Höhlensystems.  Wir nennen sie „Eiszeitkonservendose“, da sich beim Gang durch die Höhle unter unseren Füßen Sedimente aus den Jahrhunderttausenden des Einszeitalters mit bis zu 40 m Mächtigkeit auftürmen.

 

Die Bewohner: Die Einhornhöhle ist somit ein riesiger „Tierfriedhof“ aus allen Phasen des Eiszeitalters bis heute. Knochenreste aller Tiere, die jemals in der Höhle verendeten oder als Beute von großen Raubtieren wie Höhlenlöwen und eiszeitlichen Hyänen und Wölfen hinein geschleppt wurden, bilden vorrangig die Substanz der Höhlenlehme. Bislang konnten 70 Wirbeltierarten nachgewiesen werden. Den größten Anteil an den Knochen haben die Höhlenbären, die als riesige, aber harmlose Pflanzenfresser die Höhle weit über 100.000 Jahre lang aufsuchten. Aufgrund der bisherigen Erkenntnisse über die Zeittiefe und Kontinuität des Aufenthalt von Menschen in der Höhle steht zudem fest: In ihren Sedimenten befinden sich auch Hinterlassenschaften aller Kulturstufen von heute bis in die Zeitstufe des Neandertalers. Die Einhornhöhle ist somit eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler und Geo- und Naturarchive, die es in Deutschland überhaupt gibt.

 

Tierskelett aus der Einhornhöhle
Die Visualisierung: Da sich dieses Archiv unsichtbar unter den Füßen der Besucher befindet, wurden denkmalverträgliche Methoden entwickelt, um Dimensionen dieses enormen Naturschatzes dem Besuchern zumindest ansatzweise zu vermitteln. In das mystischen Halbdunkel der Höhle gestellte Modelle eines aufrecht stehenden  Höhlenbären, eines gähnenden Höhlenlöwen und von Neandertaler am Lagerfeuer vermitteln in  aussagekräftigen Inszenierungen Größe,  Aussehen und ein  Lebensbild der früheren Bewohner der Einhornhöhle. Höhlenlöwe

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Die Dynamik 

Das Urmeer

„Früher war hier immer Wasser“ könnte ein Urwesen aus lange zurückliegenden Zeiten berichten. Tatsächlich ist die heute vor uns liegende Landschaft mit ihren Wäldern und Wiesen, Bergen und Tälern nur eine Zeitaufnahme der Erdgeschichte. Über viele hundert Millionen Jahre hinweg war die Stelle, an der heute die Einhornhöhle liegt, Teil vergangener Ozeane. Der ehemalige Meeresboden ist durch die Dynamik der Erdkruste längst zu Bergen emporgewachsen, die ihrerseits wieder durch Wind und Wetter abgetragen werden. Der Schutt wird in den Bächen zu Kies und Sand zermahlen und in den Flüssen ins heutige Meer zurückgetragen. Ein Kreislauf!

Aber nicht nur mit, auch auf der Erdoberfläche tut sich etwas. Durch fortwährende Klimaänderungen entstehen und vergehen in schneller Aufeinanderreihung Landschaftsformen mit unterschiedlichsten Tier- und Pflanzenarten.

Noch vor wenigen Tausend Jahren lebten hier am Südharzrand die Großtiere des Eiszeitalters wie Mammut, Wollhaarnashorn und Riesenhirsch, aber auch Höhlenlöwe und Bison in einer Steppen- und Tundrenlandschaft ohne Bäume. Der Neandertaler sah vor 120.000 Jahren an gleicher Stelle Waldelefanten und Höhlenbären, nur das vor der Höhle liegende tiefe Tal gab es noch nicht.

Wir selbst verändern zudem die Natur- in eine Kulturlandschaft, indem wir den Urwald roden oder Nutzholz anpflanzen.

 

Das Jura-Meer
Urmenschen im Harz
Kulturlandschaft

Riesenhirsch

Mammut

Wollnashorn

Giganten der Eiszeit lebensgroß an der Einhornhöhle  (Riesenhirsch / Mammut / Wollnashorn).

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Neandertaler im Harz

 

Neandertaler an der Rottsteinklippe

"Early Man", Steinzeitjäger unter der Felsklippe.

Abb. rechts: Projektion der Umrisse des ehemalige Höhlenportals (rot) und des heutigen Höhlenraums (schwarz) in den Berghang. Standort der Tafel = gelbes T.

Die Forschungen in der Einhornhöhle um die vorletzte Jahrhundertwende hatten vorrangig das Ziel, den "diluvialen Menschen" (der Mensch des Eiszeitalters) zu finden. Dies gelang allerdings erst 1985 mit dem Fund von Steinwerkzeugen aus der Altsteinzeit. Die Ausgrabungsbefunde ergaben, dass die Höhle vor über 100.000 Jahren über lange Zeiträume von Neandertalern besiedelt war! 

Ein verschüttetes, heute nicht mehr erkennbares Höhlenportal in der Ostflanke des Dolomitfelsens war bis in die jüngste Kaltzeit hinein der Zugang zu ihrer „Steinwerkstatt” in der Höhle. Die meisten der gefundenen Artefakte sind aus Quarzit, Tonschiefer und Kieselschiefer geschlagen. Dies sind Gesteine, die in der weiteren Umgebung der Höhle aufgesammelt werden konnten. Der Neandertaler hat Gesteinsrohmaterial oder präparierte Abschlagkerne in der Höhle zu fertigen Werkzeugen wie Schaber und Spitzen weiterverarbeitet. Es gib auch Hinweise auf Feuerstellen im ehemaligen Portal. Entgegen der alten Vorstellung vom “Höhlenmenschen” gibt es kaum Vergleichsfundstellen, wo Spuren des Neandertalers so tief im Höhleninnern nachgewiesen wurden!

Eine Infotafel am Hang unterhalb des ehemaligen Portals  erläutert die damalige Situation.

 

Höhlenlöwe, Beherrscher der Einhornhöhle Neandertaler in der Einhornhöhle

Höhlenlöwe, "der" Feind der Neandertaler in der Höhle

 

Lebensbild Neandertaler in der Einhornhöhle 

 

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