Der Geotop im Zechsteindolomit
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Der Dolomit Die Einhornöhle ist ein natürlich entstandener Hohlraum im Dolomit des verkarstungsfreudigen Werra-Karbonat (Ca1, Werra-Folge, Zechstein 1). Zahlreiche
bis zu 20 m hohe Klippen, so die Kaiser-Klippen östlich und die
Rottstein-Klippen nördlich der Höhle lassen auch übertage
die Art und Zusammensetzung des
Gesteins erkennen. Die
ca. 260 Mio. Jahre
alten Gesteine des Zechsteins der Permzeit treten gürtelförmig am südwestlichen
Harzrand zutage. Die Zechstein-Dolomite liegen an der Einhornhöhle
direkt gefalteten Grauwacken und Tonschiefern des
Oberdevon/Unterkarbon auf. Es handelt sich hier um einen kleinflächigen
Untiefenbereich während der Frühphase des Zechsteinmeeres, da weder
Brandungsgeröll noch Kupferschiefer zur Ablagerung kamen. Schon im
Bereich der Steinkirche steht Kupferschiefer unterhalb des Dolomits an
der Schnellstraße wieder an. Das RostlochDie allmähliche Korrosion des Dolomitgesteins durch kohlensäurehaltige Bodenwässer hat bereits während der ausgehenden Tertiärzeit zur Entstehung von Höhlensystemen geführt. Bei tropisch-feuchtem Klima drangen im Waldboden mit Kohlensäure angereicherte Regenwässer auf Kluftspalten in die Dolomitgesteine. Das sich aus dem Wasser lösende Kohlendioxid löste den Dolomit allmählich auf und es entstand über Jahrhunderdtausende dieses riesige Höhlensystem. Nachfolgend
wurde im Quartär nahezu
der gesamte Hohlraum neben Dolomitschutt nach und nach mit
Ablagerungen aus Lehm, Ton, Dolomitasche und eingeschlämmten
Flusskiesen aufgefüllt. Im Bereich der Haupthöhle haben diese
Sedimente eine Mächtigkeit zwischen 15 und bis über 35 / 40 m, das
Gesamtvolumen eiszeitlicher Sedimente wird weit
über 200.000 m³ betragen. Der HohlraumDie jüngste Forschung hat allerdings gezeigt, dass der Gesamthohlraum um ein Vielfaches größer ist als die uns heute bekannte Einhornhöhle. Sie ist gewissermaßen nur der sichtbare Dachboden einer großen alten Höhle, die im Laufe der Jahrhunderttausende des Eiszeitalters allmählich durch natürlichen Sedimenteintrag verfüllt wurde. Durch Bohrungen in den Sedimenten in den 1980er Jahren und durch Untersuchungen mit Geo-Radar 2003/04 können wir heute erst das Ausmaß dieser Höhle erahnen, auch ist sie wesendlich länger als bislang vermutet. Sie hat eine weite, bislang nicht zugängliche Fortsetzung Richtung Norden. Auch gibt es mehrere, heute durch mächtige Hangschuttablagerungen verschüttete Höhlenportale und Zugänge.
Die KluftspaltenDeutlich erkennbar sind die knappe Felsüberdeckung der auf dem Berg liegenden Höhle sowie das Abfallen der heutigen Lauffläche von der Blauen Grotte Richtung Norden. Je nach Ausprägung, Staffelung und Richtung der Kluftspalten sind hohe Hallen (= starke Deckenkorrosion) und niedrige Gänge ausgeprägt. Die Ausrichtung der Hauptachse der Höhle entspricht somit der Hauptrichtung des Kluftsystems. Die heute erkennbare Höhle liegt mitten in der Bergkuppe. Die Kluftspalten an den Felswänden verschwinden an der Grenzlinie Fels – Lauffläche. Wie die Höhle darunter/dahinter weiter verläuft, ist unbekannt. Betrachtet man den Berg von außen, versperrt rundum Hangschutt den Blick auf alte Eingänge und Höhlenportale. Auch die genauen Dimensionen der Fortsetzung der Höhle nach Norden sind bislang nicht gekannt. Am Fuß der Rottsteinklippen harrt das alte Eingangsportal der Höhle seiner Entdeckung.
Kein
Felsen unter der Füßen! Alle bisherigen archäologischen und paläontologischen Funde stammen eigentlich nur aus den maximal oberen zwei bis drei Metern Sediment dieser Höhle. Neuere Untersuchungen mittels Peilstangen- und Kernbohrung ergaben eine bis zu 30 m mächtige Lockergestein-Höhlenfüllung. Durch diese Bohrungen wurden die Dimensionen der Einhornhöhle und ihres potentiellen Fossilreichtums erst erkennbar, weisen doch zudem alle bislang ergrabenen Schichten bereits ein recht hohes Fossilaufkommen auf. Der Weg des Gastes durch die Höhle gleicht einem Besuch im Dachboden eines großen Hauses ohne Treppenhaus nach unten in die Tiefe. In den oberen Sedimentschichten haben wir – zumindest im sw‘ Bereich der Höhle inklusive des Jacob-Friesen-Ganges eine kontinuierliche Schichtenabfolge von der „Coladose bis zum Faustkeil“. Die tiefsten bislang ergrabenen fossilführenden Schichten im Jacob-Friesen-Gang und im Weißen Saal zeigen eine Zeitstellung in die Eem-Warmzeit (ca. 120.000 Jahre b.p.) an. Darunter befinden sich über 5 m mächtige sterile Schotter (früher auch als Flusskiese eines Höhlenflusses bezeichnet), die wahrscheinlich ins Saale-Glazial einzustufen sind. Zum heutigen Zeitpunkt sind allerdings noch keinerlei Aussagen über Alter, Fauna und auch mögliche archäologische Befunde der darunterliegenden tieferen Sedimentschichten zu treffen. Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass Sedimentationskegel aus verschiedenen Richtungen die Höhle allmählich verfüllt haben: Die Schotter kamen aus Norden in die Höhle, die Verfüllung des Jacob-Friesen-Gangs aus einem Portal im Ostern und alle nacheiszeitlichen Ablagerungen verteilten sich von Süden durch die Blaue Grotte in die Höhle.
Das
Profil Jacob-Friesen-Gang (vom Hangenden ins Liegende): ·
Dolomitlutit = Dolomitasche (gebändert); holozän; artenreiche
Wirbeltierfauna; 0,01 - 0,25 m. ·
Schluff (dunkelbraun, hoher Tongehalt); holozän oder
spätweichselzeitl. (? holozäne) Waldfauna; 0,05 - 0,3m. ·
Dolomitblockschutt (Matrix Dolomitlutit); weichselzeitl.;
Fauna sehr rar, Einzelfunde von Arvicola
terrestris und Ursus spelaeus (jüngste Fundschicht); 0,02 - 0,1 m. ·
Schluff mit Dolomitschutt; weichselzeitl.; zunächst faunenarm,
ins Liegende hinein immer arten- und
individuenreicher (Ursus spelaeus); ca. 0,75 m. ·
Schluff mit Dolomitschutt, tonig; Frühweichsel bis Eem;
Wirbeltierfauna, Artefakte; mind. 1,00 m |
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